Trendreport: IIoT Trends für 2023 und darüber hinaus
- Was bedeutet IIoT/Industrial Internet of Things?
- Was sind Beispiele und Anwendungsfelder vom IIoT/Industrial Internet of Things?
- Interview mit Bernhard Günthner zu den Entwicklungen, Herausforderungen und IIoT Trends des Jahres 2023
Das IIoT ist DER Technologie-Trend der Gegenwart. Doch obwohl das IIoT in den vergangenen Jahren bereits bemerkenswerte Fortschritte in den Bereichen Forschung, Kundendienst und Produktion erzielen konnte, stehen die großen technologischen Erfolge noch bevor. Prognosen zufolge könnte das IIoT zwischen 2022 und 2027 um 16,7 Prozent wachsen – und so einen Gesamtmarktanteil von 264 Milliarden US-Dollar erreichen*.
Im Interview blickt Bernhard Günthner, Geschäftsführer der Kontron Technologies GmbH und EVP IoT Software, nicht nur auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre zurück, sondern setzt sich auch mit zukünftigen Erwartungen und Prognosen des IIoT für das kommende Jahr auseinander.
Was bedeutet IIoT / Industrial Internet of Things?
IIoT – kurz für Industrial Internet of Things – bezeichnet per Definition ein Netzwerk, das im Rahmen von industriellen Anwendungen Sensoren, Instrumente, Geräte und Steuerungen miteinander verbindet. Als Teilbereich des Internet of Things (IoT) sowie der Industrie 4.0 fungiert das IIoT als eine Art industrielles Ökosystem, das darauf ausgelegt ist, Produktionsabläufe nachhaltig zu optimieren und zu automatisieren: Mittels IIoT verknüpfte Geräte kommunizieren in der Regel selbständig miteinander und geben Informationen dabei automatisch weiter.
Der Austausch von Telemetrie- oder Sensordaten in der Fertigung oder bei der autonomen Navigation innerhalb von Produktionsumgebungen ermöglicht es beispielsweise, führerlose Transportfahrzeuge selbständig zu navigieren, Transportaufträge automatisiert abzuarbeiten und sich dabei mit anderen Fahrzeugen oder der Logistikzentrale abzustimmen. Die in den Maschinen enthaltenen Sensoren liefern dabei die Datenbasis, auf der Endgeräte automatisierte Prozesse erlernen. Unternehmen sparen so Zeit und Ressourcen.
Exkurs: Wofür steht das „Industrial Internet“?
Der Begriff „Industrial Internet“ stammt ursprünglich aus dem Hause General Electric und sollte nach der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts sowie der Einführung von Großrechnern in den 1950er bis 1990er Jahren die dritte große Innovationswelle der Industrie im Jahr 2012 beschreiben.
Heute steht das „Industrial Internet“ stellvertretend für die vierte industrielle Revolution – auch als Industrie 4.0 bekannt. Ziel ist es, intelligente Geräte, fortschrittliche Datensysteme sowie physische und menschliche Netzwerke zusammenzuführen, um betriebliche Prozesse zu optimieren und so die Effizienz des Unternehmens zu erhöhen.
Was sind Beispiele und Anwendungsfelder des IIoT / Industrial Internet of Things?
IIoT-gesteuerte Endgeräte kommen in nahezu allen Schlüsselpositionen von Unternehmen zum Einsatz. Gerade im Zuge der digitalen Transformation gibt es drei klassische Beispiele:
Produktion und Logistik
Im Zuge der Industrie 4.0 nimmt die Komplexität der Produktionsabläufe kontinuierlich zu. Diese Komplexität lässt sich oft nur durch die direkte Vernetzung aller am Produktionsprozess beteiligten Maschinen effizient abbilden. Mittels intelligenter IIoT-Systeme erhalten Unternehmen tiefere Einblicke in die einzelnen Vorgänge innerhalb der Prozess- und Lieferketten: So lassen sich Prozesse genauer steuern und monitoren. Die dabei gewonnenen Echtzeitdaten zu beispielsweise dem Standort, Zustand sowie den Lagerbeständen jedes Produktes dienen der Optimierung der Abläufe und sorgen so für eine höhere Qualität der Produktion.
Energiemanagement
In Zeiten der Verknappung und massiven Verteuerung von Energieressourcen gewinnt das Thema Energiesparen nahezu täglich an Relevanz. IIoT-Sensoren messen den Energieverbrauch jeder einzelnen Produktionseinheit – mit dem Ziel, zu hohe Energiekosten zu ermitteln und gezielt zu reduzieren.
Predictive Maintenance
Fast schon ein Klassiker: IIoT-gesteuerte Geräte enthalten Sensoren, die den Zustand der Maschinen kontinuierlich überwachen. Durch das Messen von Temperatur, Druck, Schwingungsfrequenz und anderer Parameter in Echtzeit lassen sich eventuelle Störungen sowie deren Ursachen frühzeitig identifizieren. Ziel der vorausschauenden Wartung ist es, Ausfallzeiten von Produktionsmaschinen deutlich zu reduzieren. Mehr zu Predictive Maintenance sowie verwandten Ansätzen lesen Sie hier.
Interview mit Bernhard Günthner zu den Entwicklungen, Herausforderungen und IIoT Trends des Jahres 2023
Bernhard Günthner, Geschäftsführer der Kontron Technologies GmbH, übernahm im Oktober 2019 die Position des EVP IoT Software. Zuvor war er über zehn Jahre unter anderem als VP Customer Programs für die Kontron AG tätig und zuständig für kundenspezifische Systemlösungen in den Bereichen Industrieautomatisierung und Medical. Nach seinem Abschluss als Diplomingenieur Elektrotechnik an der TU München begann Bernhard Günthner seine Karriere in der Softwareentwicklung für Telematik- und Ticketing-Systeme. Er zählt somit zu den IoT-Pionieren.
Wie hat sich das IIoT/Industrial Internet of Things in den vergangenen Jahren entwickelt?
"Auch wenn das IIoT in den vergangenen Jahren bereits zunehmend an Bedeutung gewann, trug die COVID19-Pandemie sicherlich dazu bei, dass sich die Einführung von IIoT-Technologien in der Fertigung, im Transportwesen, Energiesektor und in weiteren Branchen beschleunigte. Dabei lag der Fokus insbesondere auf der Implementierung von smarten Connectivity-Lösungen, um die Montage und Wartung von Geräten und Maschinen auch aus der Ferne zu ermöglichen. Diese Lösungen entstanden dabei oft direkt aus dem IT-Umfeld, was zur Folge hatte, dass oft bereits vorhandene, klassische IT-Lösungen zum Einsatz kamen."
Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für 2023?
"Was die Cyber-Security und Usability betrifft, kommen die meist schnell und teilweise unüberlegt installierten IT-Lösungen schon jetzt an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. So werden Unternehmen mit der Installation von IIoT-fähigen Endgeräten mit einer enormen Datenmenge konfrontiert. Dabei handelt es sich oftmals um hochsensible Datensätze, die unter keinen Umständen an Dritte gelangen dürfen. Aufgrund ihrer Verbindung zum Internet erfordern IIoT-Infrastrukturen besondere Datenschutz- und Sicherheitsvorkehrungen. Hinzu kommen die häufig zu hohen Betriebskosten sowie die noch ungeklärte Frage der Standardisierung – insbesondere bei der Protokollierung durch verschiedene Hersteller. Die größte Herausforderung liegt für uns nun darin, diese Systeme durch industrietaugliche Lösungen zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Das erfordert dedizierte Projekte mit ausreichenden Budgets, um auf der Digitalisierungsreise nicht auf halber Strecke stecken zu bleiben."
"Um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, sind produzierende Unternehmen gezwungen, sich ständig mit neuen Technologien und Innovationen zu beschäftigen. IIoT wird damit zu einem Thema, an dem kein Unternehmen mehr vorbeikommt."
— Bernhard Günthner, Geschäftsführer der Kontron Technologies GmbH
Wo liegen die Vorteile des IIoT für Unternehmen? Warum ist es für Unternehmen so wichtig, sich mit Neuerungen und Trends auseinanderzusetzen?
"Um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, sind produzierende Unternehmen gezwungen, sich ständig mit neuen Technologien und Innovationen zu beschäftigen. IIoT wird damit zu einem Thema, an dem kein Unternehmen mehr vorbeikommt. Die Vorteile liegen dabei nahezu auf der: Mittels IIoT vernetzte Unternehmen profitieren von verringerten Ausfallzeiten, geringeren Wartungskosten, mehr Sicherheit am Arbeitsplatz sowie einer kontinuierlichen Optimierung und Automatisierung der Produktionsprozesse. Eine höhere Produktqualität sorgt darüber hinaus für mehr Kundenzufriedenheit und einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern."
Welche Voraussetzungen müssen für IIoT erfüllt sein?
"Die Grundvoraussetzung ist zunächst, dass sich Unternehmen unvoreingenommen auf das Thema einlassen. Die Digitalisierung betrifft alle Schlüsselpositionen eines Unternehmens und kann nicht als Projekt einer einzelnen Abteilung betrachtet werden. Es handelt sich vielmehr um einen langfristigen Prozess, in dessen Verlauf sich das Unternehmen wandeln beziehungsweise an die veränderten Anforderungen anpassen muss. Um sicherzustellen, dass nicht nur einzelne Produktionsabläufe, sondern nahezu alle Bereiche in den Entwicklungsprozess einbezogen werden, empfiehlt es sich, ein interdisziplinäres Team aufzustellen."
Was sind die wichtigsten IIoT Trends 2023 hinsichtlich Konnektivität und Predictive Maintenance? Wie greift susietec® diese Trends auf?
"Als Hard- und Softwareexperten, die sich tagtäglich mit den Entwicklungen, Herausforderungen und Innovationen des IIoT auseinandersetzen, sehen wir zwei Haupttrends für das Jahr 2023:
Im Bereich der Konnektivität stehen verstärkt standardisierte Schnittstellen im Fokus. Das sorgt dafür, dass sich die Konzipierung und Umsetzung neuer Produktionslinien massiv reduziert. Diese Entwicklung haben wir bereits im Vorfeld erkannt und mit FabEagle®Connect die passende Lösung entwickelt: Mit FabEagle®Connect standardisieren wir Schnittstellen zwischen OT und IT auf Integrationsebene und ermöglichen so die skalierbare Anwendung und Wartung komplexer IT-Systeme. Der modulare Aufbau ermöglicht es dabei, funktionierende Konfigurationen schon nach einer Einarbeitungszeit von wenigen Minuten bereitzustellen.
Im Bereich der Predictive Maintenance sowie des Predictive Monitoring blicken wir gespannt auf die Entwicklungen in der Software-Wartung. Die Remote Management Tools KontronOS und KontronGrid aus dem kontron susietec® Toolset bilden bereits beide Themen ab. Mit KontronOS liefern wir ein industrielles IoT-to-Cloud-Betriebssystem auf Linux Basis, das höchste Sicherheit und Aktualität von Embedded Hardware Geräten über den gesamten Produktlebenszyklus garantiert. Bei KontronGrid handelt es sich um eine digitale Plattform, die Unternehmen bei der automatisierten Inbetriebnahme, Pflege und Wartung ihrer Lösung im Feld unterstützt."
Gesamtfazit: Was erwartet uns 2023 und darüber hinaus im Bereich IIoT?
Um das IIoT kommt 2023 kein Unternehmen vorbei: So profitieren nicht mehr nur Großkonzerne, sondern auch kleine und mittelständige Unternehmen von den Möglichkeiten einer optimierten Internetkommunikation und einer kostengünstigen Verwaltung. Der Einsatz von IIoT trägt nachhaltig dazu bei, die Betriebskosten zu senken und die Abläufe im Fertigungsprozess zu verbessern.
Trotz der vielversprechenden Entwicklungen befindet sich das IIoT noch in der Anfangsphase. So zeigen sich viele Unternehmen noch zögerlich, öffnen sich jedoch mehr und mehr der digitalen Transformation.
Insbesondere für Unternehmen, die sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern verschaffen wollen, ist das Einführen IIoT-gesteuerter Geräte und Softwarelösungen nahezu ein Muss. Als Experten auf dem Gebiet des IIoT stehen wir Ihnen beratend zur Seite und unterstützen Sie dabei, die richtige Lösungen für Ihr Unternehmen zu finden.
Für mehr Informationen kontaktieren Sie uns hier.
* https://network-king.net/de/iiot-der-umfassende-leitfaden/
Hier erfahren Sie mehr über FabEagle®Connect